
Werkschau Michael Tripes
30.4., 18.30 Vernissage
1.5., 10-17 Uhr Ausstellung und ab 18.30 Uhr musikalischer Ausklang
WERKSCHAU VON MICHAEL TRIPES
Als mein Vater vor 3 Jahren verstarb, räumte ich seine unglaublich verdreckte Wohnung aus und ging seine unzähligen Unterlagen, Skizzen, Notizen, Texte, Fotos und Bilder durch. Es ist ein seltsames Gefühl, in den höchstpersönlichen Gegenständen des verstorbenen Vaters zu wühlen. Zu entscheiden, was bleiben darf und was gehen muss.
Ich habe seine Bilder nach seinem Tod übernommen und gemeinsam mit ihnen das Gewicht der Welt. Warum fühlt es sich wie eine tonnenschwere Verantwortung an, 100 Bilder eines unbekannten Künstlers zu erben? Er hat mir von klein auf seine Bilder erklärt, was er unter Kunst verstand und welche Künstler er bewunderte. Er prägte mein Kunstverständnis wie kein anderer. Seine Bilder waren ihm heilig und ich bin stolz, dass er mir diese Bilder überlassen hat.
Ich glaube, dass seine Bilder eine starke Wirkung haben. Dass seine Botschaft durchdringt, auch wenn diese Botschaft eher intuitiv und unterschwellig wirkt. Es drehte sich bei ihm immer wieder um die Frage: Was ist Kunst? Was macht Kunst aus? (Jeder ist ein Künstler!) Aus seiner Sicht war Kunst von Perfektion abzugrenzen. Kunst ist nicht Design, Kunst darf keinem Zweck unterworfen werden, sie muss keine Funktion erfüllen, keine Botschaft enthalten, keine Moral transportieren. Kunst wurde von ihm intuitiv erfasst. Der Akt des Malens als unverfälschte, spontane Geste. Die rohe Kunst, die spontan aus dem Menschen herausfließt, je freier desto besser. Ohne Erwartungshaltungen und dennoch mit Qualitätsanspruch.
Es ist mir ein starkes Bedürfnis diese 100 Bilder nach dem Tod meines Vater nochmal zu zeigen und einer gewissen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich weiß, dass das sein Wunsch gewesen wäre und ich möchte ihm mit dieser Ausstellung meine letzte Ehre erweisen.
(Wien 2025, Julia Vajnahij)