IN A STATE OF UNREST – Lebanon
Die Ausstellung porträtiert rund dreißig im Libanon lebende Menschen und macht auf diese Weise unterschiedliche Realitäten sichtbar, die nebeneinander existieren: Vom politischen Aktivisten, einer Überlebenden der Hafenexplosion und einer Privatschullehrerin über eine geflüchtete Familie an der syrischen Grenze bis hin zur wilden Partyszene der Hauptstadt. Auf den Begleittexten erzählen die porträtierten Menschen ihre Geschichten selbst – auf Deutsch, Englisch und Arabisch. Besucher:innen der Ausstellung können somit in Ausschnitte einzelner Lebensrealitäten eintauchen, welche jeweils exemplarisch für ein größeres Thema stehen.
Dass der Libanon von Gegensätzen und Mehrdeutigkeiten geprägt ist, wird auch mit dem Titel ausgedrückt: “Unrest” (dt. Unruhe, Rastlosigkeit) bezieht sich auf die multiplen Krisen und Veränderungen im Land. “In a state of” (dt. in einem Zustand der / im Staat der) kann in zweierlei Bedeutungen gelesen werden: Zum einen befinden sich die im Libanon lebenden Menschen wortwörtlich in einem Staat in Unruhe. Zum anderen wird der kollektive Gemütszustand der Menschen beschrieben, welcher geprägt ist von Aufruhr, Unsicherheiten, aber auch Tatendrang und dem Streben nach nachhaltiger Veränderung.
Ausgangspunkt der Initiative war ein Auslandsaufenthalt zweier Wienerinnen im Libanon. Am Anfang stand die Konfrontation mit dem Land: Wirtschaftskrise, Hafenexplosion, Unsicherheit – Revolution, Träume, Solidarität. Danach kamen die Fragen – und bald darauf vielfältige Antworten der Menschen. Das Projekt wuchs zu einem mehrköpfigen Team zwischen Wien und Beirut, Deutsch und Arabisch, Alpenstaat und Mittelmeernation.
Vernissage:
8. Juni 2023, Einlass: 18:00 Uhr, Programmbeginn 19:00 Uhr, Getränke, Snacks vom Verein Mosaic
Musik/Oud: Marwan Abado
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Mo-Fr: 9:30 Uhr – 22 Uhr, Wochenende: 12 Uhr – 22 Uhr
Finissage: 18.30-22 Uhr
DJ: Arab Party with Luna Al-Mousli
Führungen:
Jeden Tag ab 18:00 Uhr
Di, 13. Juni, Führung Spezial mit Banan Sakbani (Gewinnerin des Redewettbewerbs ‘Sags Multi’, Menschenrechtsaktivistin, aus Syrien),
Anmeldungen per Mail: lebanon.unrest@gmail.com
Team: Kollektiv Lachesis, Wien/Beirut
ZITATE:
“Das Nachtleben ist elitär geworden: Feiern geht nur noch für Libanes:innen mit Geld und für Europäer:innen. Dadurch entsteht eine Kluft innerhalb der Gesellschaft. In diesem Sinne spiegelt das Nachtleben das echte Leben wider.”
Ralph, libanesischer DJ, Gründer des Party-Kollektivs Retrogroove
“Ich bin Österreicher und Libanese und liebe diese Gleichzeitigkeit sehr. Österreich bedeutet für mich Schmäh und Gemütlichkeit, der Libanon ist für mich Magie. Momentan ist es mein Wunsch, im Libanon zu leben – auch wenn ich hier jede Katze ‘Schurli’ rufe (lacht.)” Michael, Österreicher mit libanesischen Wurzeln, studiert aktuell in Beirut
“Ich bin nicht traurig wegen dem, was mir passiert ist. Ich bin traurig, weil ich dieses Land so liebe und es weh tut. Wir versuchen, etwas zu verändern, aber es passiert nicht. Niemand fragt mehr nach den Menschen, die bei der Hafenexplosion getötet wurden. Heute lebt jede:r sein:ihr Leben, als wäre nichts geschehen. Und traurigerweise bin ich eine von ihnen.”
Yara, Aktivistin und Protestierende nach der Beiruter Hafenexplosion
“Alles bricht zusammen. Es ist eine ‘Jede:r-für-sich-selbst’-Situation. Von Medikamentenknappheit bis zu wahnsinnig hohen Transportkosten, von Unterernährung bis hin zu psychischen Problemen. Wir alle brauchen eine mentale Pause.”
Lea, Ärztin mit Spezialisierung auf psychische Gesundheit
Foto © Karin Gruber